Rückreise ohne Quarantäne!

Als erster und einziger Reiseveranstalter bietet der Schweizer Reisespezialist Bentour Reisen ab heute, den 6. Juli, einen kostenlosen Corona-Test für Türkei-Urlauber an.
Hintergrund: Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (52) konnte seinen deutschen Kollegen Heiko Maas (53) erneut nicht davon überzeugen, die Reisewarnung für die Türkei aufzuheben. Am 15. Juli wird darüber in Berlin neu entschieden. Das bedeutet für Reisende aus einem Corona-Risikoland wie der Türkei, dass sie sich bei ihrer Rückkehr in eine 14-tägige Selbstquarantäne begeben müssen. Ausnahme: Sie können bei ihrer Wiedereinreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Bentour macht das jetzt möglich!
Allaroundturkey sprach mit Bentour-Chef Deniz Ugur (41)
Wie funktioniert dieser PCR-Test?
Deniz Ugur: Für den Test werden unsere Gäste 45 Minuten früher als gewohnt vom Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht und dort wird dann ein PCR-Test durchgeführt. Die Ergebnisse liegen in der Regel 6-8 Stunden später vor. Der Kunde kann uns beauftragen, dass wir sein Ergebnis per PDF als Email direkt an ihn weiterleiten. Er braucht das Dokument nicht für den Rückflug. Ist der Test negativ, muss er nicht in Quarantäne.
Wird dieser PCR-Test in Deutschland anerkannt?
Ja! Jeder, der aus der Türkei zurückkehrt und das negative Ergebnis dieses PCR-Test vorweist, muß nicht in Quarantäne. Deutsche Arbeitgeber haben demzufolge kein Recht, ihre Mitarbeiter bei Nachweis des negativen Test-Ergebnis in Quarantäne zu schicken oder gar die Einstellung der Lohnfortzahlung anzudrohen.
Welches Institut führt diese PCR-Schnelltest an türkischen Flughäfen durch?
Das sind vom gesetzlichen Krankenhaus in Antalya Labormitarbeiter am Flughafen, die dort offizielle Teststationen eingerichtet haben. Diese Tests werden vom Robert Koch Institut voll anerkannt.
Bentour Reisen schenkt allen Pauschalurlaubern dieses PCR-Test. Tatsächlich allen?
Ja, das gilt auch für alle, die ihren Urlaub mit Bentour Reisen ab heute buchen. Allerdings haben wir jetzt aus Kulanz unser Angebot erweitert, das heißt: Unser Angebot gilt auch für alle, die bereits vor Monaten ihre Reise mit Bentour Reisen gebucht haben. Vor vier Tagen veröffentlichte Bild.de online: «Türkei-Veranstalter zahlt Corona-Tests«. Normalerweise werden solche Nachrichten sehr schnell wieder vom Netz runtergenommen, aber dieser Beitrag hat so eine hohe Frequenz in Deutschland, dass ich spontan entschied, dass wir jetzt allen Bentour Urlaubern dieses PCR-Schnelltest bezahlen werden, die davon Gebrauch machen wollen.
Der Bild.de-Beitrag hat bei Bentour Reisen einen Buchungsboom ausgelöst?
Am vergangenen Freitag erreichten wir bereits 60 Prozent mehr Türkei-Neubuchungen als zum Vortag. Das ist ein gigantischer Wert. Aktuell sind wir noch Monopolist, da es keinen anderen Reiseveranstalter gibt, der seinen Urlaubern die Kosten für den Corona-Schnelltest schenkt.
60 Prozent – was bedeutet das in konkreten Zahlen für Bentour Reisen?
Am Freitag hatten wir 400 Neubuchungen für die Türkei! Das sind Zahlen, die auch meine Bank motivieren. Ich habe da auch gute Unterstützung vom Schweizer Staat, der uns für fünf Jahre unterstützen will, um aus der momentanen Krise in Ruhe raus zu finden.
Wie hart trifft die Cornavirus-Krise Bentour Reisen bzw. die Reisebranche?
Ich habe meiner Bank aber auch dem Schweizer Staat ganz ehrlich gesagt, dass sich die Reisebranche umstrukturieren wird. Es wird den einen oder anderen vielleicht nicht mehr geben, aber eins kann ich versprechen, dass es auch in Zukunft Reisen geben wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen aufhören werden zu reisen. Deshalb braucht es Reiseanbieter, die sich den neuen Regeln und der neuen Situation stellen. Anfangs lehnte ich den PCR-Test ab, doch am Ende des Tages muss die Reisebranche beweisen, dass wir Reisen trotz Virus-Infektionsherde sicherheitskonform und verantwortungsvoll durchführen können. Nicht der Staat muss sich beweisen, sondern wir als Branche müssen uns beweisen und dazu gehört nun einmal ein Test, der den Kunden möglichst wenig Zeit raubt und möglichst wenig bzw. gar kein Geld kostet und jedem Arbeitgeber die Möglichkeit gibt, seine aus dem Urlaub zurückkehrenden Mitarbeiter bedenkenlos am Arbeitsplatz wieder einsetzen zu können. Deshalb schenken wir unseren Türkei-Pauschal-Urlaubsbuchern jetzt diesen PCR-Test.
Wird reisen zukünftig nur noch mit dem Angebot eines PCR-Schnelltests an Flughäfen möglich sein?
Ja! Wir sind da zweifelsohne drei Schritte weiter als Spanien, Portugal oder Griechenland. Dort denkt man noch nicht einmal darüber nach, diesen Schnelltest an Flughäfen anzubieten. Diese Länder sind immer noch in der Hoffnung, dass der Virus irgendwann weg geht. Tatsache ist aber, dass wir in den nächsten drei Jahren mit dem Virus leben müssen. Impfstoffe werden nicht einfach so kommen. Wir Reiseanbieter müssen uns jetzt damit auseinandersetzen und Bentour Reisen als Türkeispezialist wird jetzt eben auch noch PCR-Spezialist.
Was kostet Bentour Reisen ein einzelner PCR-Test?
110 TL – rund 14 Euro kostet Bentour-Reisen ein PCR-Test. Das ist ein Vielfaches günstiger als wenn man den Test beispielsweise in Deutschland oder in der Schweiz machen lassen würde.
Bentour Reisen als PCR-Spezialist? Wie soll das aussehen?
Unsere Idee ist, dass RKI-anerkannte Labormitarbeiter diesen PCR-Test in offiziell eingerichteten Teststationen direkt in unseren Hotels in Side, Lara und Belek usw. durchführen werden, damit jeder Gast ganz bequem unmittelbar vor seiner Rückkehr nach Deutschland bereits im Hotel diesen Test machen lassen kann. Dann wäre das Testergebnis bereits vor Abflug nach Deutschland vorhanden.
Bietet Bentour Reisen eine Reisekrankenversicherung an?
Bentour Reisen bietet den Abschluss einer Reisekrankenversicherung mit Hanse Merkur in Hamburg an, die bis zum 65 Lebensjahr elf und danach 39 Euro kostet. Jeder Urlauber sollte aber vorher mit seiner Krankenversicherung sprechen, ob eine Kostenübernahmen im Falle einer Erkrankung am Coronavirus im Ausland besteht. Grundsätzlich entscheidet das jeder Urlauber selbst, aber dennoch machen wir auf die möglichen Gefahren aufmerksam.
Die deutsche Presse behauptete, dass deutsche Patienten, die am Coronavirus erkrankt seien, eine zwangsmedizinische Maßnahme erfahren. Stimmt das?
Nein! Bentour Reisen liegt schriftlich vor, dass die medikamentösen Behandlungsformen in der Türkei vom Patienten grundsätzlich abgelehnt werden kann, also analog zu Deutschland. Die Türkei hat hervorragende Kliniken. Corona-Erkrankte Patienten werden über die verschiedenen Behandlungsformen informiert. Der Patient entscheidet danach, wie er behandelt werden will. Die Türkei zwingt keinen Patienten zu einer Behandlungsform, die er grundsätzlich ablehnt.
Wird die deutsche Reisewarnung vor dem 31. August gegen die Türkei aufgehoben?
Das halte ich für sehr wahrscheinlich. Ich persönlich gehe davon aus, dass die Reisewarnung jetzt zum 15. Juli oder aber spätestens zum 1. August aufgehoben wird. Allerdings denke ich, dass dieser PCR-Test auch weiterhin für die Rückreise nach Deutschland von jedem Türkei-Urlauber verlangt werden könnte, um eine mögliche Quarantäne ausschließen zu können.
Hat das Auswärtige Amt sich selber geschadet, so konsequent an der türkischen Reisewarnung festzuhalten?
Ja, das Auswärtige Amt hat sich in gewisser Weise selber Schaden zugefügt, hinsichtlich der Glaubwürdigkeit, weil die Reisewarnung einfach gegen die Türkei pauschal ausgesprochen wurde und pauschale Reisewarnungen sind das Gegenteil von differenzierten Reisewarnungen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die staatliche Fluggesellschaft Lufthansa bereits wieder deutsche Touristen nach Antalya fliegt, obwohl es eine Reisewarnung für die Türkei gibt. Das macht keinen Sinn. Die Schweiz hat die Reisewarnung gegen die Türkei längst aufgehoben. Jeder weiß, dass die Schweiz immer sehr neutral und auf Sicherheit aus ist, aber die Schweiz bewertet die Türkei im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland als Land ohne Reisewarnung. Das treibt das deutsche Auswärtige Amt langsam in Erklärungsnot.
Als Viel-Flieger, wo fühlen Sie sich sicherer – in deutschen oder aber türkischen Flughäfen?
Zweifelsohne in der Türkei, denn hier werden die Sicherheitsmerkmale wie Sicherheitsabstand, Maskenpflicht, Fiebermessungen, Desinfektion etc. weitaus konsequenter gelebt als wir das in Deutschland feststellen können. Hier passiert zweifelsohne Unrecht. Seit Wochen steht die Einladung aus, dass man ein deutsches Expertenteam in die Türkei schickt, um vor Ort zu prüfen, wie sicher die Türkei als Reiseland ist. Doch dieser Einladung kommt die deutsche Regierung bis heute nicht nach, aber gleichzeitig hebt man die Reisewarnung für Griechenland, Spanien und Portugal auf. Das ist auf jeden Fall ungerecht. Da es ein Gesundheitsthema ist, finde ich es seitens des deutschen Auswärtigen Amt auch fahrlässig.

Ist die Entscheidung des deutschen Auswärtigen Amt eine politische Entscheidung?
Ja, das nehme ich inzwischen so wahr. Unsere Kunden fragen uns völlig berechtigt «Wieso wollt ihr mir jetzt meine Türkeireise absagen? Ich freue mich seit fünf Monaten auf meinen Urlaub. Mein Nachbar fliegt jetzt nach Spanien, aber ich darf nicht in die Türkei? Warum?« Und wir als Reiseveranstalter haben keine echte Antwort darauf. Jeder Reiseveranstalter hat eine Fürsorgepflicht und das bedeutet, wenn wir so eine Pauschalreise durchführen, stehen wir auch in enormer Haftung. So etwas können wir nur leisten, wenn wir absolut davon überzeugt sind, dass wir vor Ort kein Risiko eingehen. Wir sind ja nicht wahnsinnig. Es ist bedenklich, dass erstmals in der deutschen Geschichte die Reisewarnung so falsch eingesetzt wird!
Im vergangenen Jahr machten fünf Millionen Deutsche Urlaub in der Türkei. Mit wie vielen Urlaubern ist trotz des Lockdowns und der bestehenden Reisewarnung in diesem Jahr noch zu rechnen?
Wir hoffen mit einem Ergebnis von zwei Millionen deutschen Touristen. Diese Zahl stellt im Vergleich zu den Vorjahren ganz klar eine unterirdische Saison dar, die wahrscheinlich in die Geschichte eingehen wird, definitiv, aber innerhalb dieser Zahl – zwei Millionen Gäste – bewegt sich die Türkei dann doch wieder zum Spitzenreiter. Da kann man getrost die Zahlen der griechischen Inseln, Tunesien, Ägypten, Spanien und Portugal zusammenzählen und dann kommt man vielleicht auf diese Anzahl an Gästen. Die Türkei hat eine voll funktionsfähige Luftbrücke mit SunExpress und Corendon Airlines. Aktuell fliegen diese mit einer Auslastung von nur 50 Prozent, aber wir beweisen auch in diesem Jahr, dass die Türkei krisenresistent ist. Wir können bis Ende Oktober, vielleicht bis Mitte November, auf jeden Fall noch zwei Millionen Urlauber in die Türkei befördern.
Können Sie die Enttäuschung des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu nachvollziehen?
Die Türkei betont es zu Recht, dass man in dieser Krise mit zweierlei Maß misst. Der Spruch: «Mit Heiko Maas misst zweierlei Maß« ist ja schon fast gesellschaftsfähig geworden. Ich will mich jetzt nicht wiederholen, aber die Reisewarnung sollte spätestens zum 15. Juni aufgehoben werden. Allerdings, sollte die Reisewarnung weiterhin bestehen bleiben, ist das kein Verbot, um in die Türkei zu fliegen! Wir helfen dabei, dass die Rückreisenden auf jeden Fall nicht in Quarantäne müssen. Das ist einmalig im Tourismus!
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